Die Tauchpioniere der Wiener Donau-Auen

Als sich Anfang der 1950er-Jahre an der Wiener Donau einige junge Männer zusammenfanden, um Hans Hass, den Begründer des modernen Tauchens, nachzueifern, landeten sie alsbald mit Maske und Schnorchel in den Gewässern der Lobau. Ihre Liebe zu dieser Landschaft hält bis heute an und die nunmehr Hochbetagten folgen nach wie vor Anton Kleins altem Leitspruch: „Die Lobau darf nicht sterben!“

Peter Appelius, Jahrgang 1937, hatte die Lust aufs Tauchen schon als Kind gepackt. Ein Foto aus dem Jahr 1950 zeigt ihn als 13-jährigen auf einer Wiese am Millstättersee. Die Flossen und das Tauchglas waren gewissermaßen noch Prototypen. Sie wurden im Auftrag von Hans Hass entwickelt und in der Wiener Gummigießerei Melzer gefertigt.

Appelius: „Ich fuhr mit meinen Eltern regelmäßig nach Kärnten auf „Sommerfrische“. Dort wurde mein Interesse für den Unterwassersport geweckt. Ich nehme an, dass die Aufnahme, auf der ich zu sehen bin, mit einer Rolleicord 6 x 6 Mittelformat-Kamera gemacht wurde. Fotographie hatte in meiner Familie einen großen Stellenwert. Die Kamera hat mir mein Vater später geschenkt. Leider hatte sie keine farbvergüteten Linsen und kam deshalb für den Einbau in ein Unterwassergehäuse nicht infrage.“

Etwa zwei, drei Jahre danach versammelte sich am Freudenauer Winterhafen regelmäßig eine Gruppe tauch- und schwimmwütiger Jugendlicher, um wie Hans Hass mit Flossen, Tauchgläsern und Schnorcheln die Unterwasserwelt zu erkunden und den Traum von einer fernen Wildnis zu leben. Peter Appelius war einer von ihnen, ebenso wie Anton Klein, der Gründer des Lobaumuseums, und Norbert Sendor, der aktuelle Vorsitzende unseres Vereines.

Norbert Sendor erinnert sich: „Der Freudenauer Winterhafen war ein exzellentes Badegebiet, mit meist klarem Wasser, Sichtweiten von drei bis vier Metern. Zu bestimmten Zeiten wimmelte das Hafenbecken von großen Weißfischschwärmen. Und wir hatten Begegnungen mit riesigen Hechten, Karpfen und Zandern.“

1953 lernten Sendor, Appelius, Gerhard Dostal, Peter Kubin und ihre gleichaltrigen Freunde beim Austauschen von Unterwassererlebnissen den schon etwas älteren Anton Klein kennen, der immer allein unterwegs war. Sendor: „Es hat ja keiner gewusst, wer er ist oder was. Die Gerüchte sind gelaufen … Dass er irgendwas mit der Polizei zu tun hat, das hat man schon gewusst. Da haben wir Respekt gehabt. Wir waren ja auch nie ganz im Rahmen der Gesetze …“

Denn es wurde nicht nur getaucht, sondern auch harpuniert. Anton Klein: „Da war damals der Hans Hass, und da haben wir geglaubt, wir sind Helden, wenn wir, so wie er, harpuniert haben. Und dann haben wir auch Hunger gehabt, das war Nachkriegszeit. Und wann Du einen Rucksack voll Fische gehabt hast, dann hast Du was zum Beißen gehabt.“

Zuerst war das Tauchen als sportliche Betätigung, bald kam das Interesse am Fotografieren unter Wasser dazu. Und vom Winterhafen übersiedelte man in die Lobau. Peter Appelius war der erste, der in der Lobau mit einer Unterwasserkamera nach dem Motto von Hans Hass wie ein Fisch unter Fischen schwamm: „Während meiner Schulzeit in der Textilschule Spengergasse von 1952 bis 1957 hatte ich die technischen Möglichkeiten, eine Zorki-Kleinbildkamera (der russische Nachbau der Leica) im Eigenbau mit einem Unterwassergehäuse auszustatten und die ersten Schwarzweiß-Aufnahmen in den glasklaren Gewässern der Unteren Lobau zu schießen.“

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