Verschollene Orchidee wiederentdeckt!

Die Lobau ist nach wie vor für Überraschungen gut. Im heurigen Frühjahr hat Manfred Pintar, Zoologe und Assistenz Professor im Ruhestand, eine in Wien als ausgestorben oder verschollen geltende Orchidee wiederentdeckt: das wunderschöne „Dreizähnige Knabenkraut“.

Und so ist es dazu gekommen. Manfred Pintar:

„Meine wissenschaftliche Karriere begann in der Lobau. Ich durfte dort vor fast 45 Jahren dem Zoologen Hans Martin Steiner, einem Kenner und Förderer der Lobau, in den Ferien als Lehramtsstudent bei wissenschaftlichen Projekten zur Hand gehen.

 Vor einigen Jahren sind nun meine Frau und ich im Ruhestand nach Groß-Enzersdorf gezogen, um der Lobau wieder etwas näher sein zu können.

 Mein Studienkollege aus Vorarlberg, Peter Nachbaur, der ein guter Kenner der Orchideen seines Bundeslandes ist, wollte den Frühjahrsaspekt der Orchideenblüte in der Lobau kennenlernen. Denn es gibt hier zwei Arten, die in Vorarlberg schon lange ausgestorben sind: die Spinnenragwurz (Ophrys sphegodes) und die Wanzen-Hundswurz (Anacamptis coriophora). 

Eine unserer Exkursionen führte uns auf den Kreuzgrund, wo eine gute Population der Spinnenragwurz gedeiht. Weil mir seit dem Vorjahr in nächster Nähe auch ein neuer Standort für die Herbst-Drehähre (Spiranthes spiralis) bekannt war, wollte ich natürlich auch dort nachschauen.

Wie staunte ich, als mich da zwei Exemplare einer mir bis jetzt aus der Lobau nicht bekannten Orchidee anlachten: das Dreizähnige Knabenkraut (Neotinea tridentata), laut Literatur und Orchideenkenner der Lobau schon lange verschollen.

Das Dreizähnige Knabenkraut wächst auf offenen Halbtrockenrasen und extensiv genutzten Wiesen, meist über Kalk (Kretschmar: Die Orchideen Deutschlands und angrenzender Länder. Quelle & Meyer 2013).

In Österreich fehlt die als selten geltende Art in Tirol und Vorarlberg und gilt für Salzburg und für Wien als ausgestorben oder verschollen (Fischer, Adler, Oswald: Exkursionsflora von Österreich, Ulmer 1994).

Vermutlich haben Zufall, ein wenig Glück sowie die intensiven Begehungen mit meinem Studienkollegen und ein gutes Orchideenjahr zur Wiederentdeckung geführt.“

 

Fotos: Manfred Pintar
Titelfoto: Adolf Schatten www.naturlandschaftenwiens.com

 

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