Mountainbiker im Nationalpark – das Verderben auf Rädern

Es war einmal ein schmaler, ausgetretener Pfad in der Oberen Lobau, östlich des Josefstegs, der wegen umgestürzter Bäume und abgebrochener Äste nicht mehr zu benutzen war. Außerdem lag er abseits der erlaubten Wege des Nationalparks.

Das hat der Kleintierwelt sehr gut getan:

In und an den querliegenden, toten Bäumen siedelten sich wärmeliebende Lebewesen an. Naturfotograf Gerhard Neuhold entdeckte wunderschöne Rote Röhrenspinnen, die in Deutschland als stark gefährdet gelten, Ameisenlöwen (= die Larven der Ameisenjungfern), die im Mulm ihre Fangtrichter anlegten – und Gottesanbeterinnen.

Seit etwa 1 Jahr ist es mit dem Paradies vorbei. Mountainbiker haben den alten Pfad trotz Fahrverbot als Rennstrecke auserkoren, haben alle morschen, umgestürzten Bäume zur Seite geräumt – und mit ihnen auch die Kleintiere zertrampelt und entsorgt.

Gerhard Neuhold versucht, den Pfad immer wieder aufs Neue zu verbarrikadieren, vergeblich. Die Mountainbike-Strecke wird von den „Sportlern“ penibel freigehalten und die Reifen ihrer Bikes fräsen sich Woche für Woche tiefer in den Boden.

Laut Wiener Nationalparkgesetz sind im Nationalparkgebiet sämtliche Eingriffe in die Natur verboten. Das heißt: Besucher dürfen nur entsprechend gekennzeichnete Wege benutzen. Das Mitnehmen und Verwenden von Fahrrädern ist verboten – außer auf besonders gekennzeichneten Radwegen.

Strafbestimmungen § 19. (1):

Wer einer Verordnung zuwiderhandelt, verbotene Eingriffe setzt, vorgeschriebene Vorkehrungen nicht einhält … begeht, wenn die Tat nicht den Gegenstand einer gerichtlich strafbaren Handlung bildet, eine Verwaltungsübertretung und ist mit Geldstrafen bis zu 14.000 Euro, im Falle der ersten und jeder weiteren Wiederholung bis zu 28.000 Euro, zu bestrafen.

Alle Fotos: Gerhard Neuhold

Kommentare

  • <cite class="fn">alex pinter</cite>

    also bei aller liebe zu naturschutz – aber als biologe, meister der forstwirtschaft und angehender jäger halte ich diese worte für stark überzogen.

    • <cite class="fn">Redaktion</cite>

      Kronen Zeitung, 4. Jänner 2018 (Mark Perry)
      Sorge um unser Wild: Öko-Ärger um Nacht-Radler
      Ein neuer Freizeitunfug sorgt bei Umweltschützern, aber auch Waidmännern und Förstern für Ärger. Denn immer mehr Radler schwingen sich nach Einbruch der Dunkelheit auf ihr Bike und rasen mit Stirnlampen durchs Gelände. Dabei machen die gedankenlosen Freizeitsportler auch vor Revieren in den Nationalparks nicht halt. Besonders schlimm ist die Situation in der Wiener Lobau. „Da sind nachts oft ganze Kolonnen unterwegs. Das aber treibt das scheue Wild zu Fluchten, die es das Leben kosten kann“, so Naturfotograf Kurt Kracher.

  • <cite class="fn">Peter Gric</cite>

    Es ist einfach nur lächerlich mit welcher Kreativität die Verbotskultur in diesem Land gepflegt und gehegt wird! Vielleicht solltet Ihr die Lobbau komplett mit Stacheldraht umzäunen. Das Ministerium wird bestimmt auch Überwachungskameras und Wachposten zum Schutze der Umwelt bereit stellen.

    • <cite class="fn">Redaktion</cite>

      Das Gesetz über den Nationalpark Donau-Auen (Wiener Nationalparkgesetz) wurde vom Wiener Landtag 1996 beschlossen. Das Gesetz hat zum Ziel, die internationale Anerkennung als Nationalpark der Kategorie II der Richtlinien der Weltnaturschutzunion (International Union for Conservation of Nature and Natural Ressources – IUCN) für Nationalparks, Stand 1994, auf Dauer zu erhalten.

  • <cite class="fn">Thomas Christiansen</cite>

    “Gerhard Neuhold versucht, den Pfad immer wieder aufs Neue zu verbarrikadieren”

    “Laut Wiener Nationalparkgesetz sind im Nationalparkgebiet sämtliche Eingriffe in die Natur verboten”

    Sehr interessant wer was wann wo darf.

  • <cite class="fn">Christian</cite>

    Hat da jemand tatsächlich dokumentiert, dass er mit dem zurückräumen von Baumstämmen und Fotografieren weit abseit erlaubter Wege genau die Übertretungen begangen hat die den Bikern vorgeworfen werden.

    Vielleicht verrät der Herr auch wie man das macht dass dabei keine Insekten zu Schaden gekommen sind und wie entstehen solche Trampelpfade eigentlich- doch nicht etwa durch naturliebende Wanderer?

    Können die Behörden bei so einem offensichtlichen Geständnis bitte die Strafe nach dem angeführten Paragrafen verhängen sofern VORAB keine Genehmigungen dafür ausgestellt wurden?

    • <cite class="fn">Redaktion</cite>

      Der Pfad stammt aus der Zeit vor Errichtung des Nationalparks. Die Forstverwaltung Lobau versucht seit Jahrzehnten solche Pfade im Sinne der Ziele des Nationalparks aus der Nutzung zu nehmen und die Besucher auf die vielen gekennzeichneten, erlaubten Wege umzuleiten – auch durch das Versperren der Pfade mit Totholz. Es gab schon Vorfälle , wo Mountainbiker nachts mitten im Schutzgebiet neue alte Routen mit Seilzügen und Kettensägen freigemacht haben.

  • <cite class="fn">Andi H</cite>

    Das wird dargestellt, als ob flächendeckend im Wald nix überleben könnte, dabei geht’s um einen schmalen Pfad. Schon spannend, wie in letzter Zeit gegen Radler gehetzt wird.

    • <cite class="fn">Redaktion</cite>

      Das Gesetz über den Nationalpark Donau-Auen (Wiener Nationalparkgesetz) wurde vom Wiener Landtag 1996 beschlossen. Das Gesetz hat zum Ziel, die internationale Anerkennung als Nationalpark der Kategorie II der Richtlinien der Weltnaturschutzunion (International Union for Conservation of Nature and Natural Ressources – IUCN) für Nationalparks, Stand 1994, auf Dauer zu erhalten.

  • <cite class="fn">Manfred Gungal</cite>

    Ich lebe am Rand der Lobau und bin sehr oft wandern und radfahren. Es gibt intensive Landwirtschaft, die Nationalpark-Ranger fahren nur mit Geländewagen. Alte Wege wo ich seit Kindheit gegangen bin wurden verbarrikadiert. Wo ich gebadet habe, gibts Verbote. Bin prinzipjell für Nationalparks, aber da wurde schon über das Ziel geschossen. Wurde noch nie von Wanderern oder Radfahren belästigt, eher von freilaufenden Hunden.

    • <cite class="fn">Redaktion</cite>

      In der Lobau gibt es keine Nationalpark-Ranger, die mit Geländewagen umherfahren. Es gibt – personalmäßig äußerst knapp besetzt – nur je 1 Stadtförster für die Obere und 1 für die Untere Lobau, dazu eine Nachwuchskraft, sowie einen Leiter der Forstverwaltung, der aber auch für den gesamten 22. + 21. Bezirk zuständig ist, und dessen Stellvertreter. Darüber hinaus gibt es ein mit der Weltnaturschutzunion in der Schweiz akkordiertes Wiener Nationalparkgesetz. Es wurde nicht übers Ziel geschossen, sondern seinerzeit bei der Formulierung des Gesetzes nur jenen Kriterien gefolgt, die Voraussetzung dafür waren, dass ein Nationalpark überhaupt begründet werden konnte. Zur Erinnerung: Vor Ende der 1970er-Jahre war die Lobau davon bedroht, komplett verbaut zu werden (Raffinerie, Autobahn, Universitätscampus etc)

  • <cite class="fn">David</cite>

    Und genau davor muss sie Natur auch geschützt werden, aber doch nicht vor einem Waldweg, auch wenn da geradelt wird.

    • <cite class="fn">Redaktion</cite>

      Das ist keine Frage des Ermessens. Österreich hat sich 1996/97 stolz entschieden, die Donau-Auen als Nationalpark nach den Kriterien der Welt-Naturschutzunion IUCN einzurichten. In Nationalparks hat Naturschutz absoluten Vorrang. Damit verbunden sind strenge Vorgaben, unter anderem auch ein Wegegebot. Wer sich nicht daran hält, kann laut Gesetz bestraft werden, vergleichbar mit einem Autofahrer, der sich nicht an die Straßenverkehrsordnung hält. Sollte die Mehrheit der Bevölkerung die Kriterien der IUCN nicht akzeptieren wollen, können diese über den Umweg von Wahlen und Gesetzesänderungen natürlich ausgehebelt werden. Die Donau-Auen würden damit jedoch ihren Nationalpark-Status verlieren und könnten in der Folge im Rahmen einer weniger strengen Schutzkategorie erneut durch Straßenbau, Wohnbau, Gewerbegebiete, Landwirtschaft, Tourismus und Freizeitsport unter Druck geraten. Im Übrigen wäre dies ein einzigartiger Vorgang, der Österreich in der internationalen Staatengemeinschaft einer Blamage preisgeben würde.

  • <cite class="fn">Mabthera</cite>

    Es ist erschütternd, dass bislang alle Poster überhaupt kein Problem mit solchen Gesetzesverstößen haben. Es ist ja nicht nur dieser eine Weg, es gibt leider viel mehr von diesen neuen Routen in der Lobau. Zugegeben, im Nationalpark Donauauen gibt es gravierendere Probleme, dennoch zeigt sich hier eine mittlerweile weit verbreitete Geisteshaltung, egal ob es die Lobau, oder den Klimaschutz betrifft. Sobald man selbst etwas beitragen soll ist die Sache doch eigentlich gar nicht so schlimm. Schade, dass es so viele Ignoranten und Egoisten gibt.

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