Ich bin der Müllsammler von der Lobau

Mein Name ist Peter Appelius. Viele kennen mich unter meinem spirituellen Namen Wa-Ki, was so viel heißt wie „Friedliches Gemüt“.

Da ich auf meinen zahlreichen Touren niemand anderem begegnet bin, der ähnliche Ambitionen hat wie ich, gehe ich davon aus, dass ich in meinem Territorium der einzige Müllsammler bin.

Es beginnt nach dem Tanklager, dort, wo auch der Ölhafen seinen Anfang nimmt, und reicht etwa bis zum Schwarzen Loch.

Auf der Donauinsel setzt es sich nach dem Wehr 2 donauaufwärts bis zum Freudenauer Kraftwerk fort und donauabwärts bis zum Spitz, wo Neue Donau (Rinne) und Ölhafen aufeinandertreffen.

Wer hat mich dazu ermächtigt? Niemand!

Wer hat es mir verboten? Niemand!

Was treibt mich an?

Der Wunsch, zumindest einen Teil der stadtnahen Lobau sauber zu halten – wenn auch der Rest der Welt im Müll zu versinken scheint. Das 21. Jahrhundert wird rückblickend wahrscheinlich den Namen „Plastikhorror-Jahrhundert“ erhalten.

Ich bin zwar ein ausgewiesener Plastikgegner, aber beim Einkauf für meinen Tagesbedarf an Lebensmitteln bin ich auf Plastikverpackungen angewiesen.

Auch das fertig gekochte Essen, das ich vom Inder und vom Chinesen beziehe, wird in Plastikverpackungen geliefert.

Mehrmals habe ich versucht, diese Großpackungen gründlich heiß auszuwaschen und zum Einkaufen mitzunehmen, wurde aber darauf hingewiesen, dass man aus gewerberechtlichen und hygienischen Gründen nur Neupackungen benutzen dürfe.

Neu und lobenswert ist, dass die Stadt Wien die gelben Tonnen jetzt auch als Sammelbecken für Folien- und anderes Verpackungsmaterial aus Plastik freigegeben hat.

Im Zuge des moderaten Hochwassers um Weihnachten 2023 herum, hat sich mein Sammel-Territorium rapid ausgeweitet:

Ich bin den Uferbereich des Ölhafens donauabwärts abgegangen und dort auf eine erschreckende Menge an Plastik, Styropor, Glasflaschen und Metalldosen gestoßen. Es hat den Anschein, dass im Waldbereich, der sich bis zum Wasser erstreckt, vieles davon schon seit Jahrzehnten auf seinen „Auftritt“ gewartet hat – und nun durch das Hochwasser ans Tageslicht gebracht wurde.

Gut neunzig Prozent des gefundenen Mülls habe ich mit Hilfe meines Fahrrades abtransportiert und ordnungsgemäß entsorgt. In Summe waren es bis jetzt fünfzehn große schwarze Müllsäcke … und es geht weiter!

Fotos: Loui Hatz

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