Großer Lobauschützer mit 100 Jahren gestorben

Hofrat Dr. Erich Czwiertnia, eine österreichische Naturschutz-Legende, ist am 23. August 2023 im 101. Lebensjahr verstorben.

Czwiertnia studierte Architektur und Jus. Er war von 1977 bis 1988 Leiter der Naturschutzabteilung des Amts der NÖ Landesregierung und von 1970 bis 1976 sowie von 1998 bis 2004 erster Vorsitzender des Niederösterreichischen Naturschutzbundes.

In der ersten Hälfte der 1970er-Jahre hat er Anton Klein und seine Leute – die Bürgerinitiative „Lobau darf nicht sterben! – persönlich unterstützt.

Als einfaches Mitglied des Naturschutzbundes war Czwiertnia 1970 mit dabei, als Kleins Versuch, die Lobau im Dialog mit der Stadt Wien „friedlich“ zu retten, scheiterte und in der Folge zu einem mehrjährigen medialen Gefecht führte – das die Bürgerinitiative am Ende gewinnen sollte:

Am entscheidenden 20. November 1970 fand im Floridsdorfer Haus der Begegnung ein Treffen von Lobauschützern und Zoologen mit Vertretern des Forstamts der Stadt Wien statt.  

Anwesend waren neben Anton Klein die Zoologen Josef Vornatscher, Peter Weish, Alfred Radda und Franz Luttenberger sowie die Abgesandten des Niederösterreichischen Naturschutzbundes Karl Kolar, Hans Kinnl und Erich Czwiertnia.

Ihre Forderungen an die Stadt Wien lauteten:

  • Einrichtung eines unabhängigen Naturschutzbeirates
  • Stopp der Erdölindustrie
  • Erklärung der Lobau zum Vollnaturschutzgebiet
  • Erhöhung des Hubertusdammes statt Errichtung der Donauinsel
  • Rettung und Erhaltung der Wiener Tümpel

Dem Wiener Forstdirektor Dr. Herbert Tomiczek wurde ein entsprechendes Dokument überreicht. Im Anschluss daran entwickelte sich eine heftige Diskussion. Als Tomiczek die Bemerkung fallen ließ, die Lobau reiche „wie ein Blinddarm in den Raum von Wien hinein“, wurde es laut.

Eröffnung Lobaumuseum 1975: Czwiertnia in der Mitte mit Hut

Die Unterhändler der Stadt sprangen auf und gingen. Klein schrieb: „Mit Tomiczek verließ auch seine halb- oder ganz uniformierte Begleitung den Saal. Nicht genügend in Demokratie!“

Erich Czwiertnia blieb der Bürgerinitiative weiterhin verbunden. Als am 16. März 1975 in der Oberen Lobau das Lobaumuseum feierlich eröffnet wurde, befand er sich selbstverständlich unter den Gästen – dokumentiert durch einen Schnappschuss von Hans Kinnl.

In jenen Tagen fanden auch vom Naturschutzbund veranstaltete Lobau-Wanderungen statt, an denen Czwiertnia regelmäßig teilnahm.

Erich Czwiertnia war Träger des Großen Ehrenzeichens der Republik Österreich, erhielt für sein umfangreiches Lebenswerk die Goldene und Silberne Verdienstmedaille des Landes Niederösterreich, die Paul Eduard Tratz-Medaille des Naturschutzbundes in Gold und den Hans Czettel-Förderungspreis.

Titelfoto: Naturschutzbund NÖ

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