2015: Das Jahr der Brautenten

Im September 2015 entdeckt der Naturfotograf Gerhard Neuhold – der die meiste Zeit der Woche in der Oberen Lobau verbringt – in der Alten Naufahrt eine Entenfamilie von auffallender Schönheit: Männchen, Weibchen und vier Junge. Solche Enten hatte er hier noch nie gesehen.

Neuhold notiert: „Sehr schüchtern und nur in der Mitte des Wassers“.

Abends zieht er Vogelbestimmungsbücher zu Rate und erkennt, dass es sich um nordamerikanische Brautenten handelt. Sie wären in Europa zum Teil aktiv ausgesetzt worden oder aber Geflügelhaltern entflohen. Als Ziergeflügel seien Brautenten nämlich weit verbreitet. Jedenfalls würde man immer häufiger Bruten draußen in der Natur beobachten.

In Österreich dürften sich die Brautenten seit Mitte der 1980er-Jahre im Freiland vermehren. Die erste Beobachtung gelang dem Ornithologen Ulrich Straka im Juni 1986 in den Donauauen bei Korneuburg.

Von der Lobau gab es bis zum September 2015 noch keine Aufzeichnungen.

Gerhard Neuhold heftete sich also den Enten an die Schwimmhäute. Am 7. September schreibt er: „Fünf Junge kommen mit den Eltern aus dem Schilf. Die Eltern gehen an Land. Ein Hund taucht auf. Sie fliegen ab – in Richtung Körber Furt.“

Drei Tage später beobachtet er die jungen Enten erneut – nun sind es fünf Stück, zwei Weibchen und drei Männchen. Bis Mitte Oktober begegnet er ihnen an der Alten Naufahrt insgesamt fünfzehn Mal.

Am 25. Oktober sind sie zum letzten Mal als Familie vereint. Von da an lassen sich nur noch die fünf Jungen blicken. Neuhold: „Möglicherweise ist das Elternpaar weitergeflogen.“

Am 26. April 2016 dann die letzte Sichtung. Tagebuchnotiz: „Ein Männchen im Begleitschutz eines Mandarinenten-Männchens.“

Acht Monate lang haben sich die nordamerikanischen Enten damals in der Oberen Lobau aufgehalten.  Danach gab es zwar noch die eine oder andere Einzelbeobachtung, aber keinen neuerlichen Brutnachweis.

Wer Brautenten sehen will, so heißt es, der soll am besten in den Floridsdorfer Wasserpark, in den Donaupark oder in den Prater ans Heustadlwasser pilgern.

Dort hätte man in Wien die besten Chancen.

Alle Fotos: Gerhard Neuhold

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