Kampf um die Lobau 1929: Nichts hat sich geändert

Schon 1929 wurde um die Lobau gekämpft.  Eine Arbeitsgemeinschaft der Wiener und der Niederösterreichischen Jagdvereine protestierte gegen die geplante Überflutung durch einen ungeheuren Stausee, der in Korneuburg beginnen und in Schönau beim Kraftwerk enden sollte. Teile von Floridsdorf würden beeinträchtigt werden, die Lobau zur Gänze im Wasser versinken.

Aus heutiger Sicht sensationell erscheint das verzweifelte Statement der Jägerschaft, das man – ohne ein einziges Wort zu verändern – auch jetzt sämtlichen zukunftslosen Politikern aufs Nachtkastl legen könnte. Originalzitat 1929:

„Die Lobau ist in ihrer Eigenart mit Wien derart verankert, dass man sich den einen Begriff ohne den anderen gar nicht denken kann. Solange Wien existiert, solange besteht die Lobau.

Von jeher war sie durch die Fürsorge der Habsburger nicht nur ein Dorado für jegliches Wild, sie war auch eine Schonstätte für die Vogel und Pflanzenwelt.

Der Auwald der Lobau hat geradezu Urwaldcharakter und ist als Luftreservoir für Wien von unschätzbarem Werte. Geradeso wie über die seinerzeitige Wienerwald-Rettungsaktion durch Josef Schöffel werden spätere Generationen ihr anerkennenswertes Urteil über den jetzigen Kampf um die Erhaltung der Lobau für Wien abgeben.“

Der Wiener Anteil der Lobau umfasst magere 2300 Hektar, das sind fünfeinhalb Prozent der Stadtfläche und bloß 0,03 Prozent der Fläche Österreichs.

Angesichts drohender Hitzewellen, angesichts der rekordverdächtigen Bodenversiegelung und des dramatischen Rückgangs der Tier- und Pflanzenarten erscheint es geradezu absurd, dass wir – in unserem gesättigten Wohlstand – nicht einmal imstande sind, am Rande von Wien 0,03 Prozent des Staatgebietes als unvergleichliches, flussnahes Rückzugsgebiet der Natur in gutem und unverletztem Zustand zu bewahren.

Der gesamte, vielgerühmte Nationalpark Donau-Auen, in dem sich schon so viele Politiker stolz und medienbewusst fotografieren haben lassen, umfasst übrigens nur jämmerliche 0,11 Prozent der Fläche Österreichs.

Quelle:
„Mitteilungen des Jagdschutzvereins von Niederösterreich und Wien“ 1929, Seite 181

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