Am 7. Oktober 2025 ist der 83jährige Biologe und Pädagoge Reinhold Gayl verstorben. Er hat sich gemeinsam mit seiner Frau Ingrid mehr als vierzig Jahre lang für die Erhaltung der Donau-Auen eingesetzt und war viele Jahre Mitglied unseres Vereines.
Die Vermittlung der Wunder der Natur war sein größtes Anliegen.
1984, kurz vor dem Höhepunkt der Hainburg-Proteste, erscheint sein Bildband „Auenblicke“, der als Meilenstein am Weg zur Gründung des Nationalparks gilt. Bis zum Ruhestand ist Reinhold Gayl Leiter der Abteilung „Ökologie“ des Naturhistorischen Museums Wien.
Seine Fähigkeiten als Pädagoge und Wissensvermittler lassen die Beileidsbekundungen erkennen:
„Unvergesslich und unvergleichlich sein Wissen, sein Können, sein Engagement, seine Begeisterung und seine Menschlichkeit.“
„Ein ganz großer Begeisterer ist gegangen.“
„Danke, dass du mich die Au gelehrt hast.“

Mag. Reinhold Gayl stammt aus Klagenfurt, seit 1976 lebt er in Wien, seit 1993 in Wien-Essling. Nach dem Studium der Biologie, Geographie und Philosophie arbeitet er zunächst drei Jahre als Lehrer in Tamsweg, dann sechs Jahre in Brasilien und anschließend in Wien.
Er ist Universitätslektor für Biologie-Fachdidaktik, macht bei der Besetzung der Donau-Auen in Hainburg mit, ist von Beginn an Unterstützer des „Regenwaldes der Österreicher“ in Costa Rica und bildet sowohl in den Donau-Auen als auch im Gesäuse Nationalpark-Ranger aus.
Die Verbindung zu den Donau-Auen entwickelt sich in seinen Wiener Studienjahren: „Ich bin ein alter Auenfex. Ich hab als Student die Auen geliebt. Und die Auen haben so viel Ähnlichkeit mit dem Urwald, mit dem Tropischen.“
Noch bevor Ende 1984 die Situation um den Bau des geplanten Donaukraftwerks Hainburg eskaliert, publiziert er – gerade rechtzeitig – den Bildband „Auenblicke“:
208 Fotos von Reinhold Gayl (plus 33 von Norbert Sendor) zeigen als erstes Fotobuch die Donau-Auen unterhalb von Wien als wunderbares, schützenswertes Dschungelparadies. Ingrid Erkin-Gayl: „Wie einzigartig unsere Auen sind, wurde uns allmählich bewusst, als wir donauaufwärts nur noch in Stauseen verwandelte kümmerliche Reste vorfanden.“
1988 verfasst er gemeinsam mit Karl Wagner die 112-seitige Informationsschrift „Donau-Auen: Nationalpark oder Kraftwerk“, in der die damalige politische Debatte beschrieben wird. 1991 veröffentlicht er das Schulbuch „Ökologie am Beispiel einer Flusslandschaft“.
Angesichts des Ruhestandes kehrt Reinhold Gayl zu seine pädagogischen Wurzeln zurück. Zwischen 2003 und 2007 erscheinen die Bücher „100 Kinderfragen zur Natur“, „100 Quizfragen zur Natur“, „Spannende Fragen zur Natur am Berg“ und „Tiere und Pflanzen aus Österreich. Der große Naturführer für Kinder“.

Seine Lust über Natur zu schreiben und dafür zu begeistern, führt zu den Werken „Faszination Moor: Lebensraum und Kultur“ und – als Reminiszenz an seine Aufenthalte in Süd- und Mittelamerika – „Geheimnisse im Regenwald – von Aufsitzern, Trittbrettfahrern und Würgern.“
Gayl: „Wichtig ist mir, das Wissen zu vermitteln, was mit der Abholzung des Regenwaldes eigentlich alles verloren geht. Zahlen und Fakten der Schlägerungen sind zweitrangig, bevor nicht ein Bewusstsein für den unendlich großen Wert der Tropen entstanden ist.“
Das große Alterswerk widmet sich der alten Liebe zur Botanik.
2018 und 2019 veröffentlicht er „Blüten Sex: eine wundersame Reise durch die Trickkiste und Raffinesse der Pflanzen und ihrer Bestäuber“, „Blumen und ihre mythischen Paten“ sowie „Blumen und ihre historischen Paten“.
2023 entsteht für den “Esslinger Podcast” mit Reinhold Gayl und Ingrid Erkin ein Interview “über die Liebe zum Dschungel und den Auenwäldern, wie sie mit ihren Büchern Große und Kleine für Flora und Fauna begeistern wollen und warum sie sich mit ebenso viel Energie für den Erhalt der Lobau einsetzen.“ Titel: „Blütensex und Auenblicke – aus der Reihe “Drunt in der Lobau”. [online]
Reinhold Gayls Asche wurde in die Donau verstreut.
Fotos: Kurt Kracher, Manfred Christ

