Die Initiative “Esslinger für die Lobau“ hat am Montag, den 5. Mai 2025 eine weitere Vortragsveranstaltung organisiert:
Unter dem Titel „Verkehrshölle Essling adieu?“ referierte der Verkehrsplaner Ulrich Leth von der Technischen Universität Wien über zeitgemäße Verkehrsstrategien und Mobilitätskonzepte für die Donaustadt und das Umfeld der Lobau.

Essling und viele andere Ortsteile der Donaustadt leiden unter dem Durchzugsverkehr und unter Verkehrsstaus. Die angrenzenden Marchfeldgemeinden haben ähnliche Probleme, obwohl das Weinviertel eine beachtliche Dichte an Autobahnen, Schnellstraßen und überdimensionierten Kreisverkehren aufweist.
Die Reaktion von Politik und Wirtschaft ist die Forcierung weiterer hochrangiger Straßen, allen voran die Lobauautobahn. Dabei werden der Bevölkerung mit viel medialem Aufwand Hoffnungen vorgegaukelt: Entlastung der Tangente, Entlastung der Ortsdurchfahrten, zentrale Siedlungsentwicklung und Arbeitsplätze.
Vor mehr als hundert TeilnehmerInnen legte der Vortragende Ulrich Leth wissenschaftlich seriös dar, dass eine Lobauautobahn die Verkehrssituation in Essling, Aspern und insgesamt in der Region nicht entspannen würde.
Anhand von aktuellen Studien konnte er zeigen, dass einerseits das KFZ-Verkehrsaufkommen in Wien trotz wachsender Bevölkerung in den vergangenen Jahren sinkt, andererseits eine Lobauautobahn wieder mehr Verkehr anziehen würde.
Die Menschen würden wegen des Grundpreisgefälles noch stärker ins Umland siedeln und damit die Entkernung der städtischen Zentren beschleunigen. Selbst das oft bemühte Arbeitsplatzargument zieht nicht wirklich. Gerade Straßenbau beschäftigt im Vergleich zu verkehrsberuhigenden Infrastruktur- oder Schienenprojekten wenig Menschen. Und das nur kurzfristig.

Umgekehrt gedacht: Würde die Stadt Wien ihre selbst gesetzten (Klima-) Ziele verwirklichen und den Anteil der KFZ bis 2030 um die Hälfte reduzieren, wären weitere Verkehrs-Entspannungen zu schaffen. Dafür müssten entsprechende Maßnahmen konsequent und stringent umgesetzt werden. Doch vom geplanten Weg dorthin ist man bereits weit abgekommen!
Dazu müssten – gerade in der Donaustadt – die Öffis ausgebaut, beschleunigt und attraktiver werden. Darüber hinaus bedarf es regulatorischer Maßnahmen, um die Benützung von KFZ einzuschränken. Dazu gehören etwa strengere Tempolimits, eine konsequentere Parkraumbewirtschaftung und Stellplatzregelungen bei Wohnbauten.
Beim Vortrag von Ulrich Leth kamen viele der TeilnehmerInnen zum Schluss, dass die Verkehrskonzepte der Stadt Wien und des Landes Österreich einer dringenden Verjüngung bedürfen.

Und was hat das alles mit der Lobau zu tun?
Die riesigen (zu befürchtenden) Baustellen sowie der Betrieb des Tunnels würden im Nationalparkgebiet Lobau massive Verschmutzungen der Luft, des Wassers sowie Lärmbelästigungen und ökologische Schäden nach sich ziehen.
Die fünfzig Meter tiefe Baugrube an der Stadler Furt und das Abpumpen des Grundwassers würde nicht nur das idyllische „Elferl“ entwerten, sondern den gesamten Großenzersdorfer Arm betreffen.
Es ist schwer vorstellbar, dass die seit Jahren austrocknende Untere Lobau während der Bauphase Wasser von oben bekommen wird, das ihr ja jetzt schon von der Stadt Wien konsequent verweigert wird. Das ist ein Drama für die immer noch vorhandene reiche Diversität von Pflanzen und Tieren aber auch für das Wohlbefinden der im Umfeld lebenden Menschen.
Fotos: Kurt Kracher
Titelfoto: Helmut Sattmann